Camino Tag sechzehn

Der Tag der Fliegen. Heute vor einem Jahr habe ich den Appalachian Trail abgebrochen. Ein trauriger Tag an dem ich den Traum eines Thru Hikes endgültig begraben musste.

Heute wurde ich unangenehm an den Trail erinnert. Diejenigen die meine damaligen Blogbeiträge gelesen haben erinnern sich vielleicht noch an die lästigen Black Flies die mich damals fast in den Wahnsinn getrieben haben?

Nun, sie sind jetzt hier! Sie haben mich gefunden! Diese Biester müssen mir hierher gefolgt sein. Das ging schon am Morgen los. Zuerst waren es nur einzelne, aber irgendwie verfügen diese Mistvicher über ein geheimes Kommunikations System!

Schon nach kurzer Zeit umschwirrten mich tausende dieser lästigen winzigen Dreckfliegen. Aber nur um den Kopf drehte sich ihr Verlangen. Wie irre stürzten sie sich auf jede Öffnung in meinem armen Kopf.

Langsam hatte ich den Eindruck die verwechseln meine Nase mit der Sterbehilfe Dignitas. Scharenweise verendeten sie in meinem Riechorgan. Oder sie versuchten meinen Auspuff zu verstopfen damit ich zusammenklappe und sie mich dann auffressen könnten.

Ich war nicht der einzige der so gefoltert und fast zur Verzweiflung getrieben wurde. Ein Paar das sich auch zu wehren versuchte gab mir Insektenschutzmittel zum einsprühen. Das schien die Dinger nicht zu stören. Im Gegenteil es machte sie glaube ich noch dazu high!

Erleichterung brachte erst der aufkommende Wind der sie endlich wegblies. Es zogen auch langsam Wolken auf und es roch nach Regen.

Zum Glück musste ich nicht mehr weit gehen bis zum Tagesziel Castrojeriz.

Der gestrige Abend war sehr unterhaltsam. Ich habe in der Unterkunft zusammen mit ca. zehn Nationen ein Nachtessen genossen. Da waren Pilger aus Kanada aus Mexico aus Korea, Japan, Italien, Deutschland natürlich, den USA, der Schweiz (juhu ich) und ich weis nicht was noch für Ländern.

Das gab ein herrliches Sprachenwirrwar und ich tratschte mal auf Englisch dann Italienisch, Französisch und Deutsch natürlich. Es tat gut einfach so draufloszuquatschen. Bloss Spanisch das kann ich leider garnicht. (Solche waren natürlich auch vertreten)

Wir haben Wein getrunken und es war richtig lustig. Weniger Freude dürften meine Tischgenossen später im Zehnerzimmer an mir gehabt haben.

Am Morgen meinte einer zu mir sie hätten das obere Stockwerk evakuiert und geschlossen. Ich halte das für etwas übertrieben. Aber ein wenig schuldbewusst fühlte ich mich schon!

Heute nun habe ich in Castrojeriz meine Luxusbude bezogen. Mein Zimmer ist echt eine Wucht! Das ganze Hotel ist wunderschön und die Beschreibungen im Internet sind nicht übertrieben.

Als Krönung des ganzen habe ich gerade eine Massage hinter mir, jawohl 👍!

Als nächstes freue ich mich auf ein tolles Nachtessen, zu dem ich in zehn Minuten geladen bin. Ich muss mich also sputen sonst verpasse ich den Spass!

Ich wünsche Euch einen Fliegenfreien Abend 🕸! Bis morgen dann.

Euer Swiss

Camino Tag fünfzehn

Zwei Wochen laufen auf dem Camino sind bereits vorbei. Kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht!

Gestern in Burgos war die Hölle los! Die ganze Nacht wurde in der Stadt gefeiert. Um halb zwölf, ich war seit über einer Stunde am Schlafen gings richtig zur Sache!

Mit einem Riesengetöse wurde in der Stadt ein Feuerwerk in den Nachthimmel geschickt. Über zwanzig Minuten dauerte der Spuk. Ich war natürlich hellwach und hatte mühe wieder einzuschlafen. Auch weil lauthals grölende Gruppen bis am Morgen durch die Qartiere zogen.

Entsprechend müde war ich als um halb sieben das Handy mich aufweckte. Bis ich geduscht und gefrühstückt hatte war es fast halb neun. Zum Glück standen heute nur 21km an.

Endlich zeigte sich auch die Sonne wieder und es wurde wieder recht warm. Die Gegend wurde immer faszinierender, keine Strassen und fast keine Dörfer mehr. Ich war endlich wieder in der reinen Natur angekommen.

In div. Reiseführern wird dieser Teil des Jakobsweges als langweilig dargestellt. Ich kann dem keineswegs Zustimmen! Es ist der Pilgerweg wie ihn so viele vor uns als den ursprünglichsten Weg kennenlernten.

Ich freue mich auf jedenfall auf den endlosen Horizont an dem sich unser Weg grandios verliert. Es ist ein erhabenes Gefühl in die Unendlichkeit zu gehen.

Dies ist eine Sache die der Camino dem Appalachian Trail voraus hat. Dort sah man meist nur die nächsten paar Meter Wald vor sich. Eigentlich darf man die zwei Weitwanderwege nicht miteinander vergleichen

Ausser dem befreienden Gefühl das sich bei der langen Zeit des zu Fuss gehens einstellt. Ich hoffe Euch etwas von meiner Begeisterung herüberbringen zu können.

Das wäre mein grösster Wunsch, dass mein Geschreibsel möglichst authentisch daherkommt. Darum schreibe ich auch jeweils gleich nach meiner Ankunft, wenn die Eindrücke noch frisch und ungetrübt sind.

Heute Abend nächtige ich mal wieder in einem Massenlager, bevor ich morgen zwei Tage in eine Topunterkunft einziehen werde! Ich freue mich sehr auf den morgigen Tag und die tolle Unterkunft am Abend.

Jetzt muss ich mich langsam sputen weil hier sind feste Zeiten fürs Nachtessen an die man sich zu halten hat. Fast wie damals in den Ferienlagern unserer Schule! 😂

En guete Znacht und bis morgen!

Euer Swiss

Meine Geschichte um Burgos

Um die Geschichte richtig zu erzählen muss ich mit meiner Kindheit beginnen.

Ich wuchs in einem Vorort von Bern auf der bekannt war durch seine vielen Sozialwohnungen. Erst als ich zehn wurde zogen wir aus diesem tristen Quartier aus.

Mein Vater ist im Berner Oberland genauer an der Lenk aufgewachsen. Sein Elternhaus stand weit hinten im Oberried, ca. vier Kilometer von der Lenk richtung ende des Tales.

Da er nie eine Berufslehre machen konnte und schon früh für seine Familie zuverdienen musste hatte er zwar mit viel Glück eine Stelle bei der Schweizerischen Staatsbahn gefunden. Dort verdiente er als Hilfsarbeiter aber nur sehr bescheiden weshalb wir in diesem Quartier zu wohnen kamen.

Damals nahmen die Arbeitgeber keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse eines Familienvaters. So konnten wir eigentlich selten oder nie zusammen mit dem Vater Ferien verbringen.

Das und unsere triste Wohnsituation führte dazu, dass ich praktisch jede freie Zeit bei meiner Grossmutter in dem alten Bauernhaus im Oberried verbrachte. Daher stammt auch meine liebe zum Wandern und zu den Bergen.

Da es nun natürlich in den Bergen öfters trüb und regnerisch ist, war es oft nicht möglich in den Bergen ringsum Wandern zu gehen.

Da musste ich mich halt anderweitig beschäftigen. Hier nun kommt der Bezug zu Spanien und speziell zu Burgos.

Unter den Spielsachen die meine Grossmutter für uns aufbewahrte befand sich ein ganz spezielles Stück dem meine ganze Faszination gewidmet war.

Es handelte sich um einen Spielzeug Rennwagen der fünfziger Jahre. Mit einer riesigen langen Motorhaube und einem kurzen entenförmigen Heck. Der Fahrer sass ganz hinten vor einem riesigen Lenkrad.

Rechts von ihm ragte ein Ganghebel aus dem Gehäuse. Rechts und links des Fahrers lugten die Auspuffohre hervor. Das Gefährt war knallrot angemalt.

Das wirklich faszinierende für mich war das man einen federgetriebenen Motor aufziehen konnte und beim betätigen des Gangebels sich das Fahrzeug tatsächlich von selbst fortbewegte. Mit dem Steuerrad konnte man sogar richtig Steuern!

Der Name der auf diesem Fahrzeug eingestanzt war lautete eben nach meiner Erinnerung Burgos. Vielleicht erinnert sich jemand an diesen Spiezeug Hersteller und ob er wirklich Burgos hiess.

Ich finde es jedenfalls magisch, dass ich mich heute in einer Stadt befinde die diesen Namen trägt. Auch wenn mich meine Erinnerung trügen sollte ist es halt doch eine schöne Geschichte die mir heute beim Wandern wieder in den Sinn gekommen ist.

Ihr habt Euch sicher schon oft gefragt, was um Gotteswillen macht man wenn man so lange einfach einen Fuss vor den andern setzt.

Dies ist ein Teil davon, neben all den kleinen Dingen die sonst noch geschehen. Ein Fahrer der Dich im vorbeifahren euphorisch winkend grüsst, eine seltene Pflanze am Wegrand, eine Wolke deren Form deine Fantasie beflügelt, ein Vogel der nur für dich zu singen scheint.

Es gibt so vieles das dich beim Wandern erfreuen, nachdenklich machen oder begeistern kann. Wahrlich Wandern ist niemals langweilig. Beschwerlich, schmerzhaft und bisweilen furchtbar lang aber für mich niemals langweilig!

Mit diesem Plädoyer fürs Wandern möchte ich diese kleine Geschichte beenden.

Euer Swiss

Tag vierzehn auf dem Camino

Heute möchte ich zwei Blogs schreiben. Diesen hier über den heutigen Tag, den andern etwas persönlicher.

Der heutige Tag begann temperaturmässig sehr kühl. Ich zog mich warm an mit Faserpulli und Regenhose. Es ging zudem ein starker Wind. Welch ein Unterschied zu den Tagen zuvor!

Ich bin natürlich jetzt auch auf der Hochebene um Burgos angelangt. Im Moment auf ca. 800 meter. Das wird auch einige Zeit so bleiben.

Der Aufstieg nach der Sierra de Atapuerca war kurz aber recht steil. Zuoberst steht ein Holzkreuz von dem ich auch ein Foto gemacht habe (mit meiner Visage im Vordergrund 😎).

Kurz vor dem Aufstieg traf ich zu meiner Freude auf einen Steinkreis! Ihr erinnert Euch, ich war ja im Frühjahr mit Imbach den Steinkreis im Säuliamt besuchen gegangen. Damals sprachen wir darüber, dass es im Norden Spaniens ebenfalls solche geben würde. Nun habe ich also einen gefunden!

Nachdem ich das Holzkreuz verlassen hatte ging es weiter durch einsame kleine Dörfer bis schliesslich die Grosstadt Burgos auftauchte. Ich schenkte mir diesmal die endlose Lauferei durch das Industriegebiet vor dem Stadtkern und nahm den Bus.

Dort fand ich auch mein tolles Hotel mitten im Zentrum! Ich freue mich auf ein anständiges Nachtessen im naheliegenden Restaurant. Es heisst übrigens la Mafia 😎! Ich hoffe bloss da wird nicht geschossen 😂

Noch einen Tag und eine Nacht dann erreiche ich Castrojeriz wo ich einen Tag ausspannen werde. Ich freue mich darauf. Heute habe ich übrigens endlich die dreihundert Kilometer Marke geknackt!

Demnach müsste ich pro Woche laufen 150 Kilometer geschafft haben. Ich bin zufrieden und happy es trotz meinen Problemen soweit gebracht zu haben.

Geht es so weiter müsste ich die Strecke in ungefähr sechs Wochen erlaufen haben. Falls mein toller Körper mir das erlaubt!

Das wars ich werde noch einen zweiten Blog verfassen, Bilder hochladen und anschliessend Essen gehen.

Tschau zusammen und freut Euch mit mir auf das kommende Wochenende 😁

Euer Swiss 😎

Camino Tag dreizehn

Eigentlich eine unheilvolle Zahl diese dreizehn. Für mich war sie es heute für einmal nicht.

Das Hostel gestern war echt super. Ich hatte ein Zimmer mit sage und schreibe vier! Betten ganz für mich alleine. Im Garten der zur Unterkunft gehörte habe ich ein echt tolles Pilgernachtessen genossen.

Ich durfte mich zu einer Gruppe aus Deutschland an den Tisch setzen. Gemeinsam haben wir den Abend und unsere Gespräche genossen.

Auf den Türmchen und Zinnen des Klosters gegenüber hatten Störche sich ihre Nester gebaut. Es hatte auch einige Jungtiere dabei.

Ein besonders abenteuerlustiger Jungstorch stand alleine auf einer kleinen Kuppel. Keine Ahnung wie der da hingekommen war.

Jedenfalls sahen wir ihm den ganzen Abend zu wie er versuchte von da wieder wegzukommen. Es war zum totlachen wie er immer wieder versuchte die runde Kuppel herunterzulaufen. Er drehte sich hin und her, streckte seine langen Beine aus und zog sie sofort wieder zurück wenn er drohte abzustürzen.

Dann wiederum hob er seine Flügel, flatterte etwas herum, traute sich aber nicht zu fliegen. Schliesslich blieb er auf einem Bein stehen, hob den Schnabel in den Himmel und gab den gelangweilten Draufgänger. Meist nicht für lange dann ging das ganze von vorne los.

Als ich um neun Schlafen ging stand der arme Kerl noch immer auf seiner blöden Kuppel und wand sich verzweifelt herum. Dort steht er vielleicht noch immer.

Ich hatte einen erholsamen Schlaf aus dem mich um fünf Uhr unsanft der Wecker schellte. Besser gesagt Summte. Ich liess ihn, wie es meine Unart ist noch zweimal summen. Dann machte ich klar Schiff und konnte um sechs Uhr fünfzehn loslaufen.

Mit meinem Magen stimmte heute alles. Das Wetter hatte sich stark verändert, es war frisch, der Himmel verhangen und leichter Nebel hing über dem Land.

Froh zog ich los und fand um neun ein Restaurant das offen und Frühstück hatte. So gestärkt konnte ich die gefürchtete Steigung nach Montes de Oca in Angriff nehmen.

Es war den auch echt steil, so dass ich mich kurz auf dem AT wähnte. Dann aber nahm die Steigung ab und schon nach ungefähr anderthalb Stunden hatte ich den höchsten Punkt erreicht.

Hier gab es ein Denkmal an die 300 Personen die hier im Spanischen Bürgerkrieg umgekommen waren. (Notiz an mich: ich muss unbedingt mehr über diesen Krieg in Erfahrung bringen).

Jetzt klarte es auch auf und die Sonne brach durch den Nebel. Ich hatte mit einem mal einen unheimlichen Lauf. Beschwingt überholte ich viele der vor mir marschierenden Pilger.

Das konnte ich seit Tagen nicht mehr! Kraftlos und angeschlagen wie ich war. So erreichte ich zügig mein heutiges Etappenziel mit dem klingenden Namen San Juan de Ortega. Eigentlich wollte ich bis Agnés laufen. Es schien aber alles dort ausgebucht zu sein. Ich wollte nichts riskieren. Zumal es jetzt wieder überzog.

Ich fand eine herrliche Bleibe in einer zur Kiche gehörenden Hazienda. Das Zimmer ist gross und gemütlich.

Etwa eine Stunde nachdem ich ankam klopfte es an meine Verandatür. Ich hatte meine Kleider zum trocknen dort ans Geländer aufgehängt.

Der Besuch riet mir meine Sachen sofort hereinzuholen. Ein Gewitter war losgebrochen und ich hatte es nicht bemerkt weil ich eingeschlafen war.

Also habe ich heute nicht Pech sondern unglaublich Glück gehabt, dass es mir so gut lief und ich vor dem Unwetter zu meiner Unterkunft gelangte.

Morgen geht es nach Burgos. Dies ist eine weitere Grosstadt auf meinem Weg. Ich werde aber nicht dort bleiben sondern nach einer Übernachtung gleich weiterziehen. Grosstädte reizen mich diesmal nicht allzu sehr.

Mittlerweile habe ich genug gequatscht und ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben. Das täte mir echt leid 😒

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit und wünsche einen erholsamen Abend.. möglicherweise mit Fussball? ⚽️

Liebe Grüsse 🌹

Euer Swiss

Camino Tag zwölf

Das war vielleicht ein Tag! Es ist ja so, dass man möglichst früh zu laufen anfangen sollte. Bis ungefähr 12:00 Uhr ist die Temperatur am erträglichsten.

Ab dann wird es immer wie heisser und die Leistung des Körpers nimmt ab. Das heisst Du läufst langsamer und bist damit noch länger in der brütenden Sonne unterwegs.

Heute morgen also stellte ich meinen Wecker moderat auf 6:00 Uhr. Leider schlief ich sehr schlecht und bemerkte am morgen, dass meine Magenverstimmung sich wieder meldete. Es dauerte über eine Stunde bis ich mich getraute das Bad zu verlassen.

Da mir noch Medikamente von gestern übrig waren, schluckte ich mal die. Dann rätselte ich mit mir, ob ich wohl überhaupt losgehen sollte. Mittlerweile war es bereits acht Uhr und ich sass immer noch in meinem Zimmer.

Es hatte keinen Sinn, da ich das reservierte Zimmer im nächsten Etappenziel nicht mehr stornieren konnte. Ich hätte also doppelt bezahlen müssen. Das gab den Ausschlag das und der Umstand dass es mir in dem Moment gerade einigermassen gut ging dank der Tabletten.

Also bin ich halt erst um halb neun los. Zuerst lief es recht flott. Einfach das Bauchgrimmen war mein ständiger Begleiter.

Die heutige Strecke war leider auch alles andere als attraktiv. Laut Wanderführer war es die langweiligste Etappe des Camino. Ich lief die ganze Zeit neben einer Fernstrasse auf der hunderte von Lastwagen vorüberdonnerten.

Das einzig positive für mich war, etwa alle 4-5 Kilometer tauchte ein Dorf und damit ein Restaurant und damit die dringend benötigte Toilette auf. Und dazu konnte ich literweise heissen Schwarztee unter den ungäubigen Augen meiner Mitpilger verputzen.

Natürlich geriet ich später am Tag prompt in die Zeit der grössten Hitze. Die Laune konnte ich trotzdem aufrechterhalten. Schliesslich habe ich das riesige Privileg einen Körper zu besitzen der in meinem Alter immer noch bereit ist solche von mir herausgeforderten Strapazen einfach so mitzumachen. Dafür danke ich meinem Erbauer heisse er nun Gott oder Allah oder Budda oder sonstwie. Dank dafür 🙏

Morgen ziehe ich hoffentlich etwas früher los, es gibt eine sog. Königsetappe. Will heissen es stehen anstrengende 27km an. Das will erst geschafft werden. Diesmal werde ich aber nichts im Voraus reservieren. Damit könnte ich jederzeit vorher aussteigen wenn es den nötig würde.

Kraft für 27 garstige Kilometer glaube ich zwar zu besitzen. Aber dann sollten diese sch… Beschwerden mich nicht weiterhin bremsen.

Ich gehe jetzt etwas essen und dann früh schlafen. Das ist jetzt das wichtigste. Ich freue mich schon jetzt auf den morgigen Tag und die Königsetappe!

Schlaft auch gut und hoffentlich könnt Ihr Euch auch auf morgen freuen 😎

Herzlichst ❤️ Euer Swiss

Camino Tag elf

Die Nacht war durch die Festivitäten von gestern etwas unruhig. Ich habe übrigens gestern doch noch etwas essen können, bin also nicht verhungert. Würde auch nicht so schnell passieren bei meinen Reserven.

Der Tag begann recht schön, die Gegend war umwerfend. Leider hat sich nach etwa einer Stunde plötzlich wieder mein Magenproblem gemeldet. Kachelnzählen lag aber auf dem Landweg leider nicht drin. Also bog ich auf dem Weg ab und schlug mich in die Büsche.

Einer hat mir noch nachgewinkt und mir zu verstehen gegeben das ich falsch sei. Ich habe zurückgewunken und bin weiter.

Das ganze wiederholte sich zum Glück nicht mehr bis ich Gottseidank im nächsten Dorf mit einem Restaurant ankam. Dort suchte ich alsbald die Toilette auf… und Papier fehlte.

Ich zur Theke und als ich mit Papier zurückkam sass schon einer drin! Er kam nach verdächtig langer Zeit raus, sah mich mit der Papierrolle in der Hand und hob seinen Daumen. Ok dachte ich, damit gehts natürlich auch… wenigstens hat er seine Hände nachher gewaschen.

So, genug der sch…. Beim rausgehen traf ich einen jungen Deutschen mit dem ich schon ein paar mal einige Worte gewechselt hatte.

Er wollte wissen wie es mir denn so gehe. Ich schilderte ihm meine Situation. Als ich verneinte auf seine Frage ob ich denn Medi hätte, öffnete er seinen Rucksack und zauberte daraus Kohle und Magentabletten die er mit mir teilte.

Das ist Hilfsbereitschaft auf dem Camino. Ich war sehr gerührt und habe ihm und seinem Partner zum dank einen Kaffee spendiert.

Nach der Einnahme der Kohletabletten war ruhe im Gedärm und ich genoss wieder den Camino.

Eine überaus lustige Begegnung hatte ich bei Kilometer 16. Ich hatte gerade knapp unterhalb der Spitze einer langen Steigung eine Dame aus dem Friaul im Schatten sitzend angetroffen. Wir hatten uns bereits vorher in dem Restaurant mit besagter Toilette unterhalten.

Sie freute sich über jeden der mit Ihr Italienisch sprechen konnte. Also wechselten wir ein paar Worte. Ich hatte mir aber vorgenommen erst ganz oben eine Pause einzulegen.

Oben angekommen traf ich auf einen wunderschönen Picknick Platz mit Bäumen die für Schatten und etwas kühlung sorgten. Auch ein kleiner Brunnen stand da.

Schnell entledigte ich mich meines Rucksacks und lief die Strecke zurück um die Dame auf die Stelle aufmerksam zu machen. Sie kam mir auf halbem Weg entgegen in Begleitung eines Italieners. Sehr überrascht, dass ich zurückgelaufen kam freute Sie sich über mein Auftauchen.

Gemeinsam sassen wir dann also am besagten Platz, da tauchte ein schweratmender junger Mann auf seinem Fahrrad auf. Das absolut witzige dabei war, er hatte vor dem Lenker einen Elchkopf samt Geweih aus Kunststoff montiert.

Ich hab mich fast nicht eingekriegt ob dieses absolut unglaublichen Bildes. Er erklärte mir, dass er das Ding in Logroño auf einer Mülldeponie entdeckt und gleich mitgenommen und montiert habe.

Er machte noch ein Foto von mir und seinem Rad. Ich werde es heute noch in meine Bildergalerie hochladen. Das müsst ihr einfach gesehen haben!

Nun sitze ich also in Santo Domingo in meinem Zimmer. Frisch geduscht und die Kleider sind auch gewaschen und im Moment noch im Trockner.

Somit endet meine heutige Reportage, ich hoffe Ihr hattet Spass und ich war nicht zu garstig mit meinem Bericht.

Machts gut und bleibt sauber!

Euer Swiss

Camino Tag zehn

Ok Leute, ich bin wieder da und habe heute meine 16 km abgespult. Es war eine wunderschöne Wanderung. Unterwegs habe ich einem Gitarristen am Wegrand zugehört. Er sass dort zusammen mit einer (seiner?) Frau und spielte Gitarre und Mundharmonika. Wie einst Bob Dylan.

Bloss hat er Spanisch gesungen und sein Lied handelte von der Schönheit des Camino. Ein magischer Moment des Zuhörens und des gegenseitigen sich freuens. Solche Begegnung sind es die mir ans Herz gehen und mich für viele Mühen belohnen.

Jetzt bloss nicht sentimental werden. Weil leider war letzte Nacht etwas viel lärm im Nachbarzimmer. Verursacht durch ein Paar das sich zum Zwecke der Fortpflanzung in derselben mit einiger Lautstärke übte.

Unfair wenn die eigene Partnerin mit der man sich gewöhnlich solcherlei Vergnügen hingibt, unerreichbar fern ist.

Es wurde denn eine kurze Nacht, da das besagte Paar über eine überaus erstaunliche Kondition verfügte.

Trotz, oder möglicherweise gerade wegen dieser Nacht, war ich am morgen beschwingt in den Tag gestartet. Die Kilometer sind nur so vorbeigeflogen und ich fühlte mich gut.

In Nájera meinem heutigen Ziel angekommen stellte ich erstaunt fest, dass da ein gewaltiges Fest im gange war. Die Jugend von vermutlich dem ganzen Bezirk tanzte durch die Strassen und es spielte entsetzlich laute unharmonische Musik zu der in Musiksprechchören gegrölt wurde.

Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen was der Grund für das wüste Feiern sein sollte. Könnte sein, dass die Jugend den Sommerferienbeginn feierte. Jedenfalls waren es hauptsächlich Jugendliche die da feierten und mit halbzerrissenen Shirts durch die Gegend liefen. Viele waren auch von Kopf bis Fuss mit Texten zugemüllt.

Das dumme an der Geschichte war bloss, dass Rolandi nichts zu futtern kriegte. Über zwei Stunden suchte ich nach einem Lokal das nicht hoffnungslos überfüllt war.

Keine Chance, schliesslich habe ich mir im Hotelzimmer ein Outdoor Gericht gekocht. War jetzt auch nicht der Brüller. Aber ich hatte so einen Hunger und habs dann doch gegessen… fast.

Heute Abend, meinte die Dame an der Hoteldesk, werde es sicher gehen. Mal sehen.

Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag und macht nicht zu viel lärm, auch wenn mich das überhaupt nichts angeht. Denkt einfach an die armen Nachbarn. So jetzt reichts, kein Wort mehr!

Liebe 💗 Grüsse 😇

Euer Swiss

Camino Tag 8 / 9

Ausnahmsweise schreibe ich heute bereits am Sonnenaufgang. Gestern Abend war ich ja einigermassen verzweifelt weil es mir so schlecht ging.

Heute morgen kann ich glaube ich bereits Entwarnung geben. Es geht mir bereits viel besser. Auch dank dem fürsorglichen Hotelpersonal. So wie ich das sehe sind das Mutter und Tochter die diese Pension führen.

Sie haben Tee für mich gekocht und mir zwei Tabletten Voltaren gegeben. Das war echt lieb von den zwei. Ich bin hier also bestens aufgehoben bis morgen.

Das wars auch schon wieder. Ich habe neue Bilder hochgeladen. Tag sechs und sieben, von Tag acht gibts keine. Ich war so mit mir beschäftigt, dass ich nicht ans fotografieren dachte.

Wünsche Euch allen gute Gesundheit.

Euer Swiss

Camino Tag acht

Gestern abend habe ich mir eine Magenverstimmung eingefangen. Schon nach ein paar Stunden mitten in der Nacht fing es an. Ich lernte das Badezimmer intensiv kennen. Etwas über 200 Kacheln habe ich gezählt. Was man nicht so alles erlebt auf einer Reise.

Am morgen war ich entsprechend down und konnte mich kaum zum Aufbrechen bewegen. Zum Glück hatte ich mir für heute „nur“ 12 km vorgenommen. Es wurden wie immer ein paar mehr.

Mühsam und kraftlos mit einem unerträglichen Bauchgrimmen schleppte ich mich zum nächsten Restaurant. Dort versuchte ich ein furchterregendes Gebäck aus 80% Zucker zu vertilgen. Mit ca einem liter Tee gelang es mir auch fast.

Nach sieben Kilometern verlies mich das ganze wieder, sorry etwas unappetitlich!

Danach hate ich noch in etwa die Kraft eines bettlägerigen Senioren im Altersheim.

Aber ich habe es gerade noch mal geschafft. Jetzt liege ich im Bett und zähle zwischendurch die hiesigen Kacheln im Bad. Ausser ich sehe mir intensiv die Sanitären Einrichtungen Kopfüber an.

Ironischerweise hängt auch noch ein total witziger Badezimmer Spiegel dort. Um den Spiegel herum prangt der Satz „You are so beautyful“ Finde ich überhaupt nicht witzig imfall 😤

Ich werde also noch einen Tag länger in den Spiegel schauen und hoffen das sich die Worte bis Sonntag bewarheiten. Sprich ich nehme jetzt ein eine Auszeit und versuche wieder zu Kräften zu kommen.

Eine gute Nachricht gabs doch noch heute. 576km bis Santiago stand da! Demnach hätte ich in sieben Tagen 224km geschafft!.

War wohl etwas zu viel des guten. Trotz dem Unterbruch zu Hause.

Jetzt geh ich mal wieder Kacheln zählen, den Spiegel strafe ich mit Nichtbeachtung.

Es grüsst Euch ein angezählter Pilger.

Euer Swiss