Tag 8 NW

Den Bericht vom Samstag werde ich Euch heute liefern. Es ist bereit 1:30 und ich bin hundemüde. Bis dann, Fortsetzung folgt.

So, hier bin ich wieder. Der Samstag war der bisher verrückteste auf dem Trail.

Aber der Reihe nach. Bereits am Freitag habe ich mit einem Ami namens Paul Kontakt gehabt. Er ist in meinem Alter und auch in fast der gleichen Situation wie ich.

Er hatte mit seinem Bruder zusammen eine kleine Firma und ist vor zwei Jahren in den Unruhestand getreten. Er arbeitet zwar teilweise noch dort, ist aber sonst frei in seinem tun.

Gestern also hat er sich meinem Ziel bis zum Ausstiegspunkt zu gehen angeschlossen. Ein sehr ambitioniertes Ziel. Waren doch 32km und sage und schreibe 1500 Höhenmeter, rauf und runter wohlverstanden, zu überwinden.

Wir sind morgens um halb sechs aufgestanden und waren bereits um sieben auf dem Trail. Es war ein wunderschöner Morgen. Der Wald ist erwacht und die Vögel haben lautstark dazu gesungen. 

So entfaltet der Trail seine ganze Magie. Es entschädigt mich für viele der unglaublichen Strapazen. 

Es gab viel zu sehen, Frösche, Eichhörnchen, Rehe, Vögel aber leider immer noch keine Bären. Allmählich frage ich mich schon ob die mir hier einen aufgebunden haben 🤔

Wieder wurde es unglaublich warm und wir quälten uns 900m auf einen Hügel. Natürlich wieder einmal in der diretissima!

Es war unglaublich mühselig. Oben angekommen gabs natürlich nichts zu sehen und ging unverzüglich wieder 700m runter.

Sollte ich je ein Bild des Trails zeichnen, wären diese sinnfreien auf und abs sicher das erste was ich erwähnen würde. Aber es ist ja freiwillig muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen 😂

Wie bereits erwähnt, ist die Beschaffung von Wasser das zentrale Problem. Wir waren glücklicherweise immer genügend ausgestattet. Haben aber auch immer einige Kilos Wasser die Hügel rauf und runtergeschleppt.

Abends so um 17:30, wir waren noch ca. 3km vor dem nächsten Shelter entfernt machten wir Rast. Die Beine waren so ziemlich am ende. 

Also habe ich den Grünlippen Muschelextrakt (Danke Heidi) ausgepackt und damit Johns und meine Stacksen massiert. 

Dabei stellten wir fest, das sich an Johns Wade eine Zecke festgebissen hatte. Wir sind auch mehrmals durch fast 1m hohes Gras gewandert. Der Trail war zeitweise fast nicht mehr zu sehen.

Da war es auch einigermassen zwecklos noch auf Zecken zu achten. Lieber habe ich geschaut keiner Schlange auf den Schwanz zu treten. (haben die überhaupt einen?)

In Delaware habe ich mir eine geniale Zeckenzange gekauft. Diese habe ich denn auch geholt und John hat das Mistviech damit entfernt. Er war begeistert von der Zange und gelobte auch eine zu kaufen.

Das war einigermassen amüsant. Hatte er doch zuvor erzählt ihn hätte noch nie eine Zecke befallen! 😁 Ich meinte noch zu ihm das läge wohl an seinem Geruch. Tja falsch gedacht.

Kurze Zeit nachdem wir wieder, mit gestärkten Beinen losmarschierten, ging es los. Zuerst fing es an zu Donnern und dann öffnete der Himmel seine Schleusen ! Innert Minuten war ich bis auf die Haut durchnässt. Und es schüttete weiter und dazu gabs auch noch Blitze! 

So ganz langsam erfasste mich die Angst. Und ich fing an den Berg hinunter zu laufen. Wenn es noch eines Beweises für die Nützlichkeit meiner Schuhe bedurft hätte, wäre er damit erbracht gewesen. 

Innerhalb einer halben Stunde haben wir die 3km zum Shelter erstürmt. Und ich habe mich nicht einmal übertreten. Gerutscht und fast gestürtzt schon, es gingen ja auch wahre Sturzbäche den Weg hinunter. 

Die anwesenden Wanderer im Shelter haben nicht schlecht gestaunt als sie uns den Weg herunterrennen sahen.

Wir haben ca. eine halbe Stunde gewartet und sind anschliessend unter ungläubigen Blicken weiermarschiert zum Trailhead (die korrekte Bezeichnung für einen Aus und Einstiegspunkt des Trails)

Das waren nochmal 3km. Und natürlich fing es wieder an zu regnen. John hatte unterwegs mit einem Shuttle Service gesprochen, er wusste da aber noch nicht wann wir den Trailhead erreichen würden.

Der Serviceleiter sagte ihm noch, er solle ihn unbedingt vor dem ende des Trails anrufen weil es dort keinen Handyempfang gebe. 

Sorry muss morgenessen sonst gibts nichts mehr. Bis gleich 🚶Bin wieder da.

Da wir von dem Gewitter überrascht wurden, versuchten wir es beim Shelter. Leider hatten wir aber nirgens mehr Empfang. 

So standen wir um halb acht tropfnass und im Regen auf dem Parkplatz wo uns ein Shuttle abholen sollte…. sollte, nur leider konnten wir sie nicht anrufen.

Was jetzt, fragten wir uns? Bis zur nächsten Siedlung waren es nochmal ca 10km! Also ab auf die Strasse und Daumen raus. In dem Teil von Amerika ein sinnloses unterfangen. 

Besonders wenn du tropfnass im Regen abends um halb acht auf einer menschenleeren Strasse im Niemandsland dackelst. Die wenigen Fahrer die uns sahen sind unglaublicherweise noch aufs Gas getreten. 

Schliesslich sind am Strassenrand zwei Häuser aufgetaucht. Beim ersten liefen zwei grosse Hunde frei herum. Beim zweiten haben wir vergeblich angeklopft. 

Immer noch triefend liefen wir zurück zum ersten von Hunden bewachten Haus. John meinte entweder würden wir gefressen, vom Hausbesitzer erschossen oder wir könnten ev. das Haustelefon benutzen.

Zum Glück für uns war es letzteres. Die Familie hat uns hereingebeten und der Hausherr bestand darauf auch wenn wir tropfnass waren sollten wir eintreten. 

My House is your House meinte er. Seine Frau brachte uns Tücher und wir konnten uns trockenreiben. Ich kriegte eine Flasche Cola. Das beförderte mich diretissima in den Himmel. 😛

Dann erschien unser Shuttle und wir verabschiedeten uns von diesen herzlichen Leutchen. Ihr habt einen Platz in meinem Herzen auf sicher!

Der Rest ist schnell erzählt. John hatte ein Bett in einem Massenlager in Glasgow und ich wurde zu meinem Hotel in Lexington gefahren.

Im Hotel stieg ich sofort in die Wanne o wonne. Danach gabs Pizza vom Lieferanten. Schliesslich habe ich die letzten drei Tage im Blog geschrieben bis mir die Augen zufielen. 

Und heute morgen hab ich den blog bis heute zuende geschrieben.

Am Dienstag ev. Mittwoch gehts zurück zum Hügelhoppen. Kommt aufs Wetter und meine Beine an.

So, das wars mal wieder. Denjenigen die bis hierher nicht eingeschlafen 😴 sind danke ich herzlich. 

Bis bald, Euer Swiss 

Autor: Swiss

Meine Leidenschaft ist Lesen, Schreiben, Laufsport, Weitwandern, Natur, Menschen, andere Kulturen und Lebensweisen. Ich bin Neugierig und offen für alles. Das Paradies ist immer noch in uns allen, wir müssen es nur zulassen.

4 Kommentare zu „Tag 8 NW“

  1. Ischlafe? Bi somne Bitrag? Ganz sicher nid! Das isch gloub eine vo de beste überhoupt bis itz XD I ha ou recht müesse lache! =D Aber dass immer no keni Bäre hesch gseh isch chli schad. Angerersits vermuetlech sicherer 😉 I finge’s würklech nätt vo dene Huusbsitzer eifach so fremdi Mönsche ine z la und z häufe. =) Da heit dir Glück gha

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  2. Das ist ja unglaublich, was du wieder alles erlebt und durchgemacht hast. Ich bewundere deinen Durchhaltewillen. Wünsche dir weiterhin alles Gute und „häb Sorg“

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  3. Hi Swiss! Beim Lesen deines Berichts musste ich laut lachen! Keine Spur von einschlafen.Gut haben euch die Hunde nicht gefressen! Wäre zu schade 🙂 ! Jetzt kannst du dich ja ein wenig von den Strapazen erholen. Geniesse die Zeit.

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